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Schuldenabbau durch Enteignung der Sparer

Goldexperte im Interview„Schuldenabbau durch Enteignung der Sparer

Der Goldpreis kann schon bald bis auf 2.500 Dollar steigen, sagt Erich Meier. Im Interview spricht der Rohstoff-Kenner und Fondsmanager über die Gründe für die Rally, die Gefahr von Inflation und Bürgerkriegen.
Herr Meier, die Notenbanken bekämpfen die Schuldenkrise, indem sie immer mehr Geld drucken. Finden Sie das richtig?
Wenn die Notenbanken die Welt nicht mit Geld überflutet hätten, dann hätten wir es jetzt weltweit mit einer Arbeitslosenquote von 20 Prozent zu tun. Wir hätten wahrscheinlich in einigen Ländern Bürgerkrieg. So haben wir wenigstens eine Chance, einigermaßen glimpflich aus der Krise zu kommen.
Und wie?
Durch Inflation. Man wird versuchen, auf lange Sicht etwas mehr Inflation zuzulassen und gleichzeitig die Zinsen künstlich niedrig zu halten. Das Ergebnis sind negative Realzinsen. Dadurch fällt es den Staaten leichter, sich zu entschulden, umgekehrt verlieren Ersparnisse an Wert. Anders ausgedrückt: Schuldenabbau durch die Enteignung der Sparer. Das ist so gewollt.
Werden das die Anleger mitmachen? Wenn die Inflation anzieht, werden sie mehr Zinsen verlangen.
Dagegen kann sich der Staat etwas einfallen lassen, etwa Zinsobergrenzen. Die USA haben dies nach dem Zweiten Weltkrieg schon einmal praktiziert und die Zinsen auf ein bestimmtes Niveau festgelegt. Eine andere Variante wäre, Vermögende per Gesetz zum Kauf von Zwangsanleihen zu bringen. Wobei ich solche Überlegungen schockierend finde. Als freier Bürger hoffe ich, dass es nicht so weit kommt.
Als Schweizer wird Sie das nicht betreffen.
Da bin ich mir gar nicht mehr so sicher. Die Schweiz liegt mitten in Europa. Zudem haben sich unsere Politiker in den letzten Jahren dem internationalen Druck ohne großen Widerstand gebeugt.
In Deutschland fürchten viele Menschen, dass sich Inflation nicht kontrollieren lässt. Wenn eine Spirale der Inflation in Gang kommt, kann das schwerwiegende Folgen haben.
Das ist verständlich. Die Deutschen haben noch die Erfahrungen der Weimarer Republik im Kopf.
Als Schweizer wird Sie das nicht betreffen.
Da bin ich mir gar nicht mehr so sicher. Die Schweiz liegt mitten in Europa. Zudem haben sich unsere Politiker in den letzten Jahren dem internationalen Druck ohne großen Widerstand gebeugt.
In Deutschland fürchten viele Menschen, dass sich Inflation nicht kontrollieren lässt. Wenn eine Spirale der Inflation in Gang kommt, kann das schwerwiegende Folgen haben.
Das ist verständlich. Die Deutschen haben noch die Erfahrungen der Weimarer Republik im Kopf.
Damals führte die massive Ausweitung der Geldmenge zu Hyperinflation. Kann sich die Geschichte wiederholen?
Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass sich ein solches Szenario wiederholen kann, wahrscheinlich ist es aber in den nächsten Jahren nicht. Die Voraussetzungen sind heute ganz andere. Der wichtigste Unterschied: Wir leben heute in einer Gesellschaft mit einer alternden Bevölkerung. Das wirkt generell deflationär.
Warum das?
Wenn Sie älter werden, konsumieren sie weniger. Sie geben weniger Geld aus. Sie ziehen vom Haus in eine Wohnung, von der Wohnung ins Altersheim und vom Altersheim in den Sarg. Das wirkt nicht gerade preistreibend. Das Risiko einer Hyperinflation schätze ich für die nächsten fünf bis zehn Jahre als gering ein.

Gold kann man nicht drucken

Was sollen Sparer Ihrer Meinung nach tun?
Viele lassen ihr Geld auf dem Konto liegen, weil sie meinen, dort wäre es sicher. Ein Trugschluss. Wer sich vor der schleichenden Enteignung schützen will, sollte Edelmetalle kaufen.
Der Goldpreis hat rund ein Jahr geschwächelt. Erst in den vergangenen Wochen ging es aufwärts. Geht die Rally jetzt richtig los?
Es wird nicht so rasant weitergehen, kurzfristig dürfte es eine Pause geben. Nach ein paar Monaten wird es dann wieder aufwärts gehen. Wir erwarten, dass der Goldpreis bis Mitte nächsten Jahres auf 2.200 bis 2.500 Dollar steigen wird.
Was treibt den Goldpreis?
Je stärker das Vertrauen in die Papierwährungen sinkt, desto mehr wertet Gold auf. Gold ist eine Währung, die im Gegensatz zu Euro oder US-Dollar nicht einfach gedruckt werden kann. Hinzu kommt: Durch die niedrigen Zinsen werfen andere Anlagen wie zum Beispiel Anleihen kaum noch etwas ab. Das Argument, Gold sei unattraktiv, weil es keine Zinsen einbringt, ist damit hinfällig. Die Opportunitätskosten, Gold zu halten, sind deutlich gesunken.
Wie sollten Anleger investieren?
Es sollte nicht nur physisches Gold sein, Goldaktien sind ebenfalls ein wichtiger Baustein. Die Aktien bieten wahrscheinlich Schutz in Extremszenarien, falls es zur Konfiszierung oder zum Zwangsverkauf von Gold zum Aufbau von neuen, glaubwürdigen Währungen kommen sollte. Ich empfehle innerhalb der Edelmetallquote folgende Aufteilung: ein Drittel Gold, ein Drittel Silber und ein Drittel in Goldaktien.

Erich Meier ist ein Kenner des Goldmarkts. Zusammen mit Walter Wehrli und Marc Gugerli berät der Schweizer renommierte Fondsgesellschaften und Vermögensverwalter. Das Team betreut, neben dem Nestor Gold Fonds, die FondsGold 2000 und Julius Baer Gold Equity Fund.
Quelle: Handelsblatt







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